November 25

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Männer und ihre Gefühle


Ruedi Mumenthaler und Christof Suppiger | 19.11.2022

Gewinne zwei Tickets für die Vorstellung per Mail an info@maenner-netzwerk.ch

Suna Gürler inszeniert am Schauspielhaus Zürich das Stück “My Heart Is Full of Na-Na-Na”
von Lucien Haug (November/Dezember 2022). Dabei geht es um Männer und ihre Gefühle,
oder vor allem darum, wie schwierig es für Männer (Väter und Söhne) ist, über ihre Gefühle
zu sprechen und zu ihnen zu stehen. Zum Vater und seinen beiden Söhnen, die über den
Verlust ihrer Frau bzw. Mutter trauern, stösst der Sänger Tearjerker. Als Musiker konnte er
die Menschen zum Weinen bringen, nun ist er selbst in einer tiefen Krise. Und ja, bei
Künstlern ist es am ehesten akzeptiert, dass sie zu ihren Gefühlen stehen – und sie besingen.
Tearjerker verkörpert die unterdrückten weiblichen Anteile, die er im Verlaufe des Stücks
auch bei den anderen Männern entdecken hilft.

Gefühle zulassen

Der Vater steckt in seiner Trauer um die bei einem Unfall verstorbene Frau. Aber er kann
weder darüber sprechen noch über seine Depression. Erst später (und dank Tearjerker)
gesteht er seinem 14-jährigen Sohn, dass er schon länger krank ist und nie zu seiner
Depression gestanden hat. Und dieser jüngere Sohn lernt somit auch nicht, seine Gefühle
anzuerkennen und darüber zu sprechen. Obschon er traurig und einsam ist, antwortet er
Tearjerker zu Beginn, es gehe ihm gut. Das kennen wir doch aus unserem realen Leben nur
allzu gut.

Schlüsselszene

Diese Verleugnung der Gefühle, die Kälte zwischen Vater und Sohn wirkt zu Beginn
beklemmend. Als der Sohn seinen Vater anschreit («Hau ab») ist diese Stimmung auf dem
Tiefpunkt. Der erfolglose Musiker bringt dann Leben und Gefühle in die Beziehungen, auch
mit dem mittlerweile ausgezogenen älteren Sohn. Die Schlüsselszene ist dann der Moment,
als der Vater sich seine Krankheit und Schwäche eingesteht und den beiden Söhnen erzählt,
wie er seine Frau und ihre Mutter kennengelernt hat. Es entsteht eine Nähe, die durch das
gemeinsame Kuscheln unter einer Decke auf dem Sofa illustriert wird.

Verletzlichkeit zeigen

Was sagt mir das, was kann das uns Männern sagen? Als Väter und Grossväter sind wir
aufgefordert, neue Rollen vorzuleben. Auch Männer dürfen ihre Gefühle fühlen und sie
anerkennen und darüber sprechen. Wir dürfen Schwäche zeigen (wie zum Beispiel eine
Krankheit) und unsere Verletzlichkeit. Das macht uns menschlicher und schliesslich auch
stärker. Wir können uns um andere kümmern und damit unsere weibliche Seite integrieren
und ausleben. Mich hat das an meine eigene Situation erinnert, als die Ehefrau und Mutter
meiner Kinder ausgezogen ist. Zuvor war die Mutter klar die erste Bezugsperson für die
Kinder gewesen. Nun durfte ich in diese Rolle wachsen und habe auf diese Weise eine sehr
enge Beziehung gerade zu meinem jüngsten Sohn aufbauen können.

Boys don't cry

Es ist ja nicht so, dass wir Männer mit Emotionen (z.B. nach einer Trennung) besser
umgehen können als Frauen, wie eine gerade veröffentlichte Studie und ein Beitrag auf
Geschlechtergerechter (https://geschlechtergerechter.ch/blog/gesellschaft/gefuehle-
anders-als-gedacht/) zeigen. Wir haben es nicht im Griff, auch wenn wir das gerne meinen.
Die Figur des Vaters im Stück zeigt auf, wohin das Unterdrücken und nicht Aussprechen von
belastenden Emotionen führen. Denn es geht nicht nur darum, darüber zu sprechen. Bevor
man Gefühle ausdrücken und anderen mitteilen kann, muss man sie zuerst fühlen. Das hat
zumindest meine Generation nicht gelernt. Oder man hat es uns ausgetrieben, weil „boys
don’t cry“.

Gewinne zwei Tickets

MNS verlost in Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus Zürich zwei Tickets (für Männer) an
einem frei wählbaren Termin (im Dezember 2022). Wer mitmachen will, meldet sich bis
30.11.22 via info@maenner-netzwerk.ch

Ruedi Mumenthaler: Männerwelten > Home (maennerwelten.ch)
Christof Suppiger: Suppi Kreis Kultur – Frieden beginnt hier – in mir, mit dir (christofsuppiger.org)

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