Robert Dubil | 25.05.2022
Dieser Erfahrungsbericht wurde von Robert Dubil geschrieben und erschien in „Die Ostschweiz“
Männer unter sich: Im Thurgau fand das erste «Mannefest» statt. Das Motto: Voneinander lernen und forschen mit Geist, Herz und Verstand. Für uns war Robert Dubil mit dabei und schildert das Erlebte in seiner Reportage.
«Wann ist man ein Mann?» Diese Frage stellt Herbert Grönemeyer in seinem Lied «Männer» und ehrlich gesagt: ich mir manchmal auch. Eine mögliche Antwort könnte vielleicht der Besuch eines Events geben, der in der Nähe von Märstetten im Thurgau stattfand.
Gemäss Inserat luden ein paar Männer zu einem «Mannefest» ein, ohne Alkohol, ohne Fleisch, ohne weibliche Begleitung, ohne Motoren und ohne Kugelgrill. Dafür versprachen sie dem Besucher ein Mannsein der besonderen Art. Drei Tage lang darf man seine geistige und körperliche Männlichkeit von der Leine lassen und erkunden.Tönt interessant, dachte ich und buchte einen Platz.
Dabei bot man mir an, als Helfer mitzuwirken, also ging’s für mich schon einen Tag früher los. Bei Ankunft wurde ich herzlich von den Organisatoren begrüsst. Der Donnerstag verflog mit etlichen Schweisstropfen, aber dafür war nach Feierabend die Küche parat, Zelte für Workshops aufgestellt, Fackeln verteilt und der Hunger gestillt.
Der Freitag stand im Zeichen des Ankommens und bis am Abend waren gegen 50 Besucher eingetroffen. Wir versammelten uns zur Dämmerung um ein Feuer und eröffneten das Wochenende mit einem eindrücklichen Ritual.
Nach einer verregneten Nacht wurde ich von lautem Gezwitscher aus dem nahen Wald geweckt, pünktlich um 4.30 Uhr. Als eingefleischter Frühaufsteher übernahm ich die Morgenschichten und freute mich über den natürlichen Weckdienst.
Nach dem Frühstück starteten diverse Workshops. Man(n) durfte Theater spielen, kommunikative Fertigkeiten erlernen oder verbessern, spielerisch kämpfen, einfach meditieren und vieles mehr. Mich zog es zu philosophischen Gesprächen mit anderen Besuchern hin, und ich genoss das freie Sprechen ohne Wertungen und Rechthaberei. Die Zeit verging dabei wie im Flug, und irgendwann trieb mich die Nachtkälte und der nächste anstehende Morgendienst in den Schlafsack.
Der Sonntag wurde mit Spielen verbracht. Das Kind im Manne ausleben. Anschliessend versammelten sich alle ein letztes Mal zum gemeinsamen Essen. Dann hiess es: Zelte abbrechen und aufräumen.
Eine für mich einzigartige Erfahrung neigt sich dem Ende entgegen und eines war mir klar. Wer sich an diesem Wochenende dem Mannsein hingab, erfuhr magische Momente. Besonders am Abend, als die ganze Bande zu wilden Trommelklängen ums Feuer tanzte und den Ort in eine andere Welt verwandelte. Wirklich magisch.
Ein grosses Kompliment an die Veranstalter für das Wohlfühlpaket, inklusive Sauna, Bio-WC mit Holzspänespühlung und ausreichend Parkplätzen. Das am Freitagabend entzündete Feuer wurde mit Hilfe von Hütediensten die ganze Zeit am Leben erhalten und wärmte so den einen oder anderen Teilnehmer in kühlen Nächten. Die Feuerhüter trotzten sogar dem mehrstündigen Nachtregen.
Wie es mit stimmigen Momenten so ist, sie sind viel zu schnell vorüber. In der Abschluss-Sprechrunde war schnell klar, dass es nächstes Jahr wieder ein «Mannefest» geben wird. Das Datum steht fest: 19. Mai bis 21. Mai 2023 und auch der Ort wird wieder die Klingenmühle sein. Die Organisatoren haben auf ihrer Webseite mannefest.org Bilder vom ersten und die Daten zum zukünftigen Event veröffentlicht.
Mein Fazit für die erlebten Tage ist rundum positiv. Der professionell organisierte Rahmen, die Durchführung und die Erlebnisse lassen nur ein Daumenhoch zu. Nebst diesen Eindrücken bildeten sich viele Freundschaften und neue Vernetzungen.
Meine Frage zu Beginn „Wann ist man ein Mann?“ klärte sich dank dieses Events für mich, es war eine wunderbare Erfahrung. Wer ebenfalls seinen Mann entdecken möchte, kann dies am nächsten Mannefest 2023 oder in einem der Männerkreise, die in der ganzen Schweiz zu finden sind, erfahren.
Männer, traut euch.